dieses Sprichwort trifft wohl auf niemanden so zu, wie auf den Schiffsarzt und Kapitän Lemuel Gulliver, der in seinem bewegten Leben gleich vier Mal Heimat und Familie verlässt, um zu neuen Welten und unbekannten Wesen aufzubrechen. Und so kommt es, dass der exzentrische Reisende den Daheimgebliebenen viel zu berichten hat: von Seenöten und Piratenüberfällen, vom Gerettet- und Verbanntwerden, von den irrwitzigen Sitten und Gesetzen in Lilliput, deren kleine Bewohner ständig riesige Auseinandersetzungen führen; von den Riesen aus Brobdingnag, die sich gerne wegen Kleinigkeiten zanken; von der schwebenden Insel Laputa und der skurrilsten Akademie, die man sich vorstellen kann; und von seinen Erlebnissen in Houyhnhnms, wo die sprechenden Pferde längst über die unzivilisierten Menschen (die „Yahoos") regieren ... All diese Geschichten sind so abstrus, dass sie nur der Fantasie eines Wahnsinnigen entstammen können - oder nicht? Um seinen ungläubigen Sohn von der Wahrheit seiner aberwitzigen Lebensgeschichte zu überzeugen, lässt Gulliver seine unglaublichen Abenteuer noch einmal vor ihm entstehen und verwandelt das Hier und Jetzt zunehmend in eine fantastische Welt, in der vermeintliche Hirngespinste und groteske Übertreibungen nicht mehr von dem zu unterscheiden sind, was man allgemein als „realistisch" oder „wahr" bezeichnet ...
Die Geschichte von „Gullivers Reisen" ist 1726 entstanden und zählt heute - nicht zuletzt durch zahlreiche stark gekürzte Adaptionen gerade für junge Leser - zu den Klassikern der Abenteuerliteratur. Der junge Regisseur Michael Schachermaier, der in der vergangenen Saison bereits Jules Vernes „20 000 Meilen unter dem Meer" zu neuem Leben erweckt hat, macht es sich nun zur Aufgabe, dieses Meisterwerk der Satire um Selbst-Inszenierung, Macht und (Un-) Menschlichkeit, von dem man schon oft gehört, aber das man so garantiert noch nie gesehen hat, in einer eigenen Bearbeitung für ein junges Publikum ab 11 Jahren auf die Bühne zu bringen.
Für Kinder und Erwachsene ab 11 Jahren
nach dem Roman von Jonathan Swift / Bühnenfassung von Michael Schachermaier