1. Steirische EQUAL CARE DAY-Konferenz 2023

“Wege in eine fürsorgliche Steiermark”

Logo des Steirischen Equal Care Days

2023 hat sich die Steiermark als erster österreichischer Partner mit einer hybriden EQUAL CARE DAY-Konferenz am Aktionstag beteiligt!

Die Veranstaltung fand am 1. März 2023 im Steiermarkhof & online statt. Gemeinsam mit den Kooperationspartner*innen aus dem Care-Bereich konnte ein umfassendes, innovatives Programm zusammengestellt und ein Marktplatz mit über 30 Organisationen aus den verschiedenen Care-Bereichen als Vernetzungs- und Austauschplattform organisiert werden.

Das Motto der 1. Konferenz: Wie können Kommunen, Unternehmen oder Strukturen den Weg in eine fürsorgliche Steiermark mitgestalten? Im Rahmen von Vorträgen, Good Practices und Diskussionen wurden Herausforderungen für Equal Care beleuchtet und Lösungsansätze besprochen. Rund 200 Interessierte haben das steirische Programm vor Ort & online verfolgt. Zusätzlich haben mehr als 300 Personen die vielfältigen Veranstaltungen der Bühnen der gesamten Care-Landschaft besucht.

Moderator Oliver Zeisberger am Podium, Fotoaufnahme von hinten in die vollen Ränge
© Land Steiermark / Binder
Foto von den Marktständen, an diesen konnten Informationen eingeholt und ausgetauscht werden
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Theatergruppe InterACT auf der Bühne
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Podiumsgespräch mit  Landesrätin Dr.in Juliane Bogner-Strauß, Elke Edlinger, FAIR sorgen! Wirtschaften fürs Leben, Dr. Harald Koberg, A6 Fachabteilung Gesellschaft,  Mag.Bernadette Pöcheim, Abteilung für Frauen und Gleichstellung der Arbeiterkammer Steiermark
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Landesrätin Dr.in Juliane Bogner-Strauß mit Mag.a Alexandra Nagl, Leiterin der Fachabteilung Gesellschaft, auf der Bühne
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Impulsvortrag von Assoz. Prof. Mag. Dr. Klaus Wegleitner, Zentrum für Interdisziplinäre Alters- und Care-Forschung (CIRAC) samt Publikum
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Impressionen von den Marktständen, ein Mann notiert sich Informationen, vor ihm eine Menge an Broschüren
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Impressionen von den Marktständen, zwei Frauen sind in einem Gespräch
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Impressionen von den Marktständen
Impressionen von den Marktständen© Land Steiermark / Binder
Impressionen von den Marktständen, Aussteller und Informierte sind im Gespräch
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vlnr.: Marion Innerhofer-Eibel, Astrid Lierzer, Simone Schmidbauer, Barbara Siegl, Susanne Lucchesi Palli, Alina Steiner und Lisa Walter
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Referentin Elli Scambor auf der Bühne, davor das Publikum
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Oliver Zeisberger und Daniel Lukmann auf der Bühne
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  • In der Keynote der Bühne Bonn griff die Rechtsanwältin Asha Hedayati in einer emotionalen Geschichte den Zusammenhang von Equal Care und Gewaltprävention auf. Ihre Keynote machte sichtbar, wie unser aktuelles Care-System in einer heteronormativen Gesellschaft Machtgefälle in Beziehungen bestärken. Equal Care und das Bewusstsein dafür von Kindheit an, trägt wesentlich zur Gewaltprävention in Beziehungen bei.
  • Die Theatergruppe InterACT hat in einer szenische Intervention als Impuls für das Podiumsgespräch die Inhalte des gesamten Programms in der Steiermark aufgegriffen und schlussendlich ein Zukunftsbild einer fürsorgliche Steiermark dargestellt.
  • Der Marktplatz als Austausch- und Vernetzungsplattform wurde von den Besucher*innen und Ausstellenden mit großem Interesse angenommen. Diese Vernetzungsmöglichkeit aller Organisationen aus dem gesamten Care-Bereich ist in der Steiermark einzigartig und wird daher auch fortgeführt.


Vorträge Zusammenfassung und Folien

Portrait Klaus Wegleitner

Impulsvortrag 1

Klaus Wegleitner (Assoz. Prof. Mag. Dr.), Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung (CIRAC), Abteilung Public Care des Instituts für Pastoraltheologie und -psychologie an der Universität Graz, Verein SORGENETZ  Verein zur Förderung gesellschaftlicher Sorgekultur in Wien.

Caring Communities Initiativen setzen sich bereits in vielen Ländern der Welt für ein gutes Miteinander in lokalen Gemeinschaften ein - in Gemeinden, Stadtteilen und Grätzln - auch hier in der Steiermark. Sie können als eine Reaktion auf die „Care Krise" gesehen werden. Caring Communities versuchen den erlebten Brüchigkeiten der Versorgungsysteme, der Einsamkeit und Überlastung der Sorgenden, neue Formen der Stärkung von Alltagssolidaritäten, der Beteiligung der Menschen vor Ort, der Vernetzung von Profis und bürgerschaftlich Engagierten, der Neuausrichtung von Organisationen sowie der öffentlichen Bewusstseinsbildung zu anderen Umgängen mit sozialer Exklusion, Alter(n), Verletzlichkeit, Einsamkeit, Pflege, Krankheit, Sterben, Tod und Trauer entgegen zu halten.

Doch es gibt auch Fallstricke und berechtigte Bedenken. Erbringen Caring Communities Kompensationsleistungen in einem überforderten Sozialstaat, der aufgrund seiner neoliberalen Ausrichtung nicht (mehr) für die Vielen da ist? Führen Caring Communities zu einer Privatisierung von Care-Arbeit, indem etwa vermehrt auf Freiwilligenarbeit gesetzt werden soll? Tragen sie dazu bei, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu verschärfen? Inwieweit haben Caring Communities aber auch das Potenzial, gewachsenen Ungerechtigkeiten und Asymmetrien etwas entgegenzusetzen und ein Mehr an gerechter Care und damit eine sorgende Gesellschaft zu fördern?

Zur Präsentation des Impulsgebers geht es  HIER.


Tipps und Veranstaltungshinweise: 

Portraitbild Elli Scambor

Impulsvortrag 2

Mag.a Elli Scambor, Leitung Institut für Männer- und Geschlechterforschung (VMG), Vorstandsmitglied im Dachverband Männerarbeit Österreich (DMÖ), Mitglied der GenderWerkstätte u.a.

Welche Rolle spielen Männer in der Care-Arbeit und wie sieht die Situation in Österreich im Vergleich mit anderen europäischen Ländern aus? An welchen Stellschrauben in Unternehmen muss gedreht werden, um Gleichstellung und Diversität zu erreichen? Die Europäische Studie Men in Care (2019-2022) widmete sich diesen Fragen. Im Impulsvortrag werden Ergebnisse dieser Studie vorgestellt, insbesondere günstige betriebliche Bedingungen für „Caring Masculinities". Dabei werden Veränderungen in Unternehmenkulturen auf Basis eines 3-Phasenmodells der Gleichstellung beleuchtet und Good Practices in Unternehmen vor den Vorhang geholt.

Soviel vorweg: Die Bedeutung eines engagierten Managements ist zentral für Men in Care!

Hinweis: 


Die Präsentation der Impulsgeberin finden Sie  hier.

  • „Care-Biographien" könnten zukünftig auch in der Erwerbsarbeit eine größere Rolle spielen.

  • Vernetztes Denken und gemeinsames Handeln ist gefragt - Care-Bereiche wie Mental Load, Pflege von Angehörigen oder Kindererziehung können gemeinsam gedacht werden und sich so gegenseitig ergänzen.

  • Information und Bewusstseinsbildung sind im Care-Bereich wesentlich. Es gibt bereits notwendige gesetzliche Grundlagen (Karenz, Elternteilzeit etc.) oder unterstützende Maßnahmen (Pensionssplitting, mobile Pflege etc.), die jedoch viele nicht kennen. Bewusstseinsbildung ist bereits ab dem frühen Kindesalter notwendig, da wir z.T. noch sehr tradierte Rollenbilder leben.

  • Es gibt bereits gute Beispiele für Caring Communities in der Steiermark und in Wien mit konkreten Maßnahmen. Um solche Strukturen sicherzustellen, ist eine Verbindung von Ehrenamt und bezahlter Arbeit notwendig. Darüber hinaus braucht es längerfristig gedachte Entwicklungsprozesse und einen Kulturwandel!
  • In den letzten 20 Jahren hat sich die Unternehmenskultur verändert: Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit beziehen sich nicht mehr ausschließlich auf Frauen, sondern viele Unternehmen bieten Maßnahmen für alle Geschlechter an wie z.B. Väterkarenz als Möglichkeit für alle Männer.

  • Die 30-Stunden-Woche in Unternehmen trägt wesentlich zur Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeitenden bei, wobei die Produktivität nicht zurückgeht. Auch wenn dieses Modell nicht in allen Branchen möglich ist, können andere Maßnahmen angeboten werden, was auch zur Attraktivität des arbeitgebenden Betriebs beiträgt.

  • Steirische Unternehmen sind in der Förderung von Vereinbarkeit von Familien und Beruf bereits sehr innovativ und ideenreich. Das zeigt u.a. der Preis für familienfreundlichste Betriebe auf. Aktuell forcieren die Maßnahmen die Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung - hier wäre angesichts des demografischen Wandels auch der Blick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege notwendig.

  • Karenzmodelle nach dem „Use it or loose it"-Prinzip wie in Südspanien tragen wesentlich zu einer fairen Verteilung von Kindererziehung und -betreuung bei.

  • Das aktuelle Care-System trägt das wirtschaftliche System: Ohne Personen, die sich unbezahlt oder gering bezahlt Care-Arbeit leisten, könnten andere Personen sich nicht Vollzeit einer Erwerbstätigkeit widmen.

  • Eine Veränderung der Care-Arbeit geht oft mit einem Machtverlust einer Personengruppe einher, jedoch profitieren alle Geschlechter von einer gerechten Verteilung von Care-Arbeit.

  • Equal Care ist ein Schlüsselelement für die Gleichstellung von Frauen und Männern.

Das Team der Fachabteilung Gesellschaft, Referat Familie, Erwachsenenbildung und Frauen bedankt sich sehr herzlich für das Mitwirken aller Partner*innen sowie für die Unterstützung des deutschen Organisationsteams - gemeinsam können wir auf einen gelungenen Equal Care Day 2023 zurückblicken!

 

SAVE THE DATE: 29. Februar 2024 - Fortsetzung folgt. 

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