DAS HOHELIED DES ARSCHES
Theater im Bahnhof (TiB)
Elisabethinergasse 27 a
8020 Graz
Ansprechperson: Petra Zeder-Strobl
Tel: +43(0)316 76 36 20
Fax: +43(0)316 76 36 20 - 40
E-Mail: p.zeder-strobl@theater-im-bahnhof.com
Zwei scheue Diven gehen weit.
Du gehst dann später zahngeputzt zur Arbeit
und plötzlich kommt was aus dem Hosenbein.
Du merkst, es ist die alte Unterhose.
Es kann ein Socken sein, die Strumpfhose,
da zieht man ewig und es hört nie auf.
Zwei Diven sagen: Zu gut erzogen, zu vorbildlich, zu reflektiert, zu gut abgerichtet sind wir. Regeln, Konventionen, Gebote bestimmen unser Leben. Und wenn schon nicht die Gesellschaft uns ihre Verhaltensregeln aufoktroyiert, dann machen wir uns selber Druck. Wir leben immer in der Angst, etwas falsch zu machen. Wir sind verunsichert. Uns ist vieles unangenehm. Unser Schamgefühl wird oft verletzt. Das hat uns scheu gemacht und zögerlich. Wir hatten das Zeug zur Diva, die sich über alles hinwegsetzt und behauptet: Scheiß drauf, heute ich gehe weit. Aber wir trauen uns nicht.
Zwei Diven sagen aber auch: Wir haben herrliche Ärsche, und sie sind subversiv. Sie widersetzen sich dem Diktat der Leistungsgesellschaft. Sie setzen Phantasien und Tagträume frei. Sie wackeln. Sie wiegen sich. Sie sind wunderbar weich, auch faul. Sie haben viel Fett, auch starke Muskeln und manchmal Pickel. Ihre Backen lassen sich herrlich zusammenkneifen, wenn einem etwas unangenehm ist. Oder peinlich. Wir lassen also unsere Ärsche sprechen. Wir rücken sie ins Zentrum. Man muss gut auf sie aufpassen, sie sind immer fremden Blicken ausgesetzt, manchmal leider auch bösen Blicken und bösen Händen. Ein Grund mehr für die beiden Diven zu sagen: Seht her, hier ist er, mein Prachtstück, ich zeige ihn gerne her. Ohne Scham und ohne Scheu.
Zwei Diven sagen weiters: Es ist höchste Zeit, für die Ärsche der Frauen ein Hohelied anzustimmen. Nicht nur das: Es ist überhaupt höchste Zeit, aus vollem Hals zu singen, als wäre man unter der Dusche. Einmal verruchter sein als Carmen, einmal wie Tosca in den Tod stürzen, wie Lucia di Lammermoor wahnsinnig werden. Die Zurückhaltung aufgeben, sich gehen lassen. Lasst uns die großen Gefühle hervorholen, die große Geste, die große Oper!
Coolsein, das ist etwas für den Rest der Welt. Diese scheuen Diven sind es nicht. Und das erhobenen Hauptes und schwingenden Arsches. Es wird ein Abend ohne Photoshop.
von und mit Juliette Eröd und Monika Klengel
Support: Gabriela Hiti
Technik: Moke Klengel
Premiere: 2. März 2016 um 20:00 Uhr
weitere Vorstellungen: 4./10./11./12./17./18./19./31. März
und 01./02. April 2016 jeweils 20:00 Uhr
im Theater im Bahnhof, Elisabethinergasse 27a, 8020 Graz